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    Erinnerung an das Schicksal der 
    Rosa-Winkel-Häftlinge am Beispiel von Karl Gorath
    Gedenkrede zum 61. Jahrestag der Befreiung des 
    Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee
 Jörg 
    Hutter 
    
    Erinnerung an das Schicksal der 
    Rosa-Winkel-Häftlinge am Beispiel von Karl Gorath
    Gedenkrede zum 61. Jahrestag der Befreiung des 
    Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee
 Jörg 
    Hutter 
            
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             Dr. Jörg Hutter. Alle Rechte vorbehalten. Der 
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    Ich möchte zu Beginn in 
    groben Zügen die Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers 
    Auschwitz skizzieren, in dem auch der Bremerhavener Karl Gorath als 
    Homosexueller interniert war. Danach schildere ich – nur die wichtigsten 
    Stationen – seines Verfolgungsschicksals, denn es kann zwischenzeitlich wohl 
    zu den am besten dokumentierbaren Biografien eines Rosa-Winkel-Häftlings 
    zählen. Die Geschichte Karl Goraths illustriert nicht nur en detail die 
    Mechanismen von der strafrechtlichen Verurteilung bis hin zur Verschleppung 
    in ein Konzentrationslager, sondern sie dokumentiert zudem die Kontinuität 
    der Homosexuellenverfolgung, die sich nach der Befreiung der 
    Konzentrationslager in der Bundesrepublik Deutschland bruchlos fortgesetzt 
    hat. 
    Doch 
    zunächst zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das 
    Konzentrationslager Auschwitz steht als Symbol für eine bislang beispiellose 
    Vernichtung von Menschen, für eine Todesfabrik deutscher Perfektion, der 
    weit über eine Millionen Menschen zum Opfer fielen. Diese 
    Massenhinrichtungen durch Erschießungen, Folter und Hunger, durch 
    ‚Abspritzen’ mit Phenol und Vergasen mit Zyklon B traf insbesondere die 
    jüdischen Häftlinge, Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene und 
    polnische Zwangsarbeiter. Sie zählten allesamt zu den rassisch definierten 
    Feindgruppen der Nationalsozialisten. Die reichsdeutschen Häftlinge blieben 
    zwar von systematischen Massenmorden verschont, ihre Deportation nach 
    Auschwitz bedeutete angesichts der entsetzlichen Ernährungs- und 
    Hygiene-Situation meistens jedoch ebenfalls der sichere Tod (ausführlich zum 
    Konzentrationslager Auschwitz siehe den Artikel 
    zum Konzentrationslager Auschwitz in diesem Web). 
    Das Lager selbst ist auf 
    Geheiß des Reichsführers der SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich 
    Himmler in der Nähe der polnischen Stadt Oswiecim, einem 
    Eisenbahnknotenpunkt, von Mai bis Dezember 1940 entstanden. Neben dem 
    Stammlager auf einem ehemaligen Kasernengelände errichten die Häftlinge 1941 
    ein Arbeitslager des IG-Farbenkonzerns in Dwory und ein 
    Kriegsgefangenenlager in Birkenau. Die ersten Massenmorde finden am 
    3. September 1941 im Stammlager statt. Zu ihren Opfern zählen sowjetische 
    Kriegsgefangene und kranke polnische Häftlinge. Sowjetische Kriegsgefangene 
    erweitern im Winter 1941/42 den Lagerkomplex Birkenau. Dort beginnen die 
    Vergasungen von Juden am 20. März 1942 zunächst in zwei Bauernhäusern. Ab 
    Mitte 1942 lässt die SS in Birkenau ein ganzes Vernichtungszentrum mit 
    Gaskammern und Krematorien errichten. Dort findet im Sommer 1944 die letzte 
    Etappe des Mordprogramms statt. Ihm fallen polnische Juden zum Opfer. Ende 
    November 1944 gibt Himmler den Befehl, die Krematorien zu zerstören. Am 17. 
    Januar 1945 treten die verbliebenen etwa 67.000 Häftlinge zum letzen 
    Abendappell an. Sie werden am nächsten Tag in offenen Güterwagons ins 
    Reichsinnere transportiert. Am 27. Januar befreit die Rote Armee die im 
    Lager zurück gebliebenen und meist kranken etwa 7.000 Häftlinge. 
    Zeugnisse der Männer mit dem 
    rosa Winkel kennen wir heute Dank der Recherchen einer Gruppe schwuler 
    Männer, die sich in einer vom Bremer Rat und Tat Zentrum organisierten Reise 
    1989 im Archiv des Auschwitz-Museums auf Spurensuche begeben hat. Da die 
    Häftlinge bei der Räumung des Lagers den Befehlen nicht nachkamen, Akten und 
    andere Dokumente zu verbrennen, sondern einen Teil dieser Unterlagen 
    verstecken konnten, existieren noch heute etwa 400.000 
    Häftlingskarteikarten, Einlieferungs-, Transport- und Todeslisten sowie 
    Häftlingsfotos. Hinzu kommen so genannte Kassiber, aus dem Lager 
    geschmuggelte Berichte der Widerstandsbewegung über Häftlingszahlen, die 
    über Krakau nach London geschmuggelt wurden. Aus all diesen Unterlagen 
    ließen sich 50 Häftlingsschicksale rekonstruieren, die meist im Jahr 1941 im 
    Konzentrationslager Auschwitz als Rosa-Winkel-Häftlinge interniert waren. 
    Über Rosa-Winkel-Frauen im 
    Konzentrationslager Auschwitz wissen wir bis heute so gut wie gar nichts. 
    Bekannt ist durch Forschungen von Claudia Schoppmann, dass die 
    Nationalsozialisten lesbisch oft mit asozial gleichsetzten und die 
    betreffenden Frauen als Sozialverfolgte interniert gewesen sind. Viele 
    lesbische Frauen waren zudem gezwungen, in den Lagerbordellen zu ‚arbeiten’. 
    Schoppmann berichtet von der Einrichtung einer Frauenabteilung im Stammlager 
    Auschwitz, deren Insassen zum großen Teil aus dem Konzentrationslager 
    Ravensbrück stammten. Noch existente Listen von Frauentransporten umfassen 
    Angaben zu 75.697 Frauen, die bis zum Februar 1944 dort registriert und 
    eingewiesen wurden. 
    Die Forschungslücken 
    unterstreichen, wie notwendig noch immer eine umfassende, professionelle 
    Aufarbeitung der Homosexuellenverfolgung ist. Die im Folgenden von mir nur 
    schlagwortartig und chronologisch angeordneten Verfolgungsdaten von Karl Gorath verdeutlichen ebenfalls, dass auch hier noch viele Fragen offen 
    bleiben. Offen bleibt die Zuordnung von Unterschriften zu Personen, die 
    Rekonstruktion von Täterprofilen und ihren Karrieren nach Kriegsende, die 
    Klärung von Verfolgungsumfang und Verfolgungsintensität der einzelnen 
    Verfolgungsinstanzen wie der Bremer Staatsanwaltschaften und Bremer 
    Gerichte, der Zuchthäuser von Celle und Bremen-Oslebshausen sowie der Bremer 
    Kriminalpolizei, deren Personalakten ab 1943 verschwunden sein sollen. 
    Die 
    Verfolgungsbiografie 
    von Karl Gorath 
      
        | 12. 
        Dezember 1912 | Karl Gorath, geboren in 
        Dreibergen im Kreis Zwischenahn |  
        | 1928 und 1929, 15 und 16 Jahre alt
 | 
        Erste gleichgeschlechtliche sexuelle Erfahrungen mit 14 und 15jährigen 
        Schülern der Realschule und des Gymnasiums in Bremerhaven 
        (Verteidiger A. L. Heuer 
        in: Staatsarchiv Bremen, Akte G 4/1934, Bl. 84 und folgende S. 2-4) |  
        | 9. Januar 1934,21 Jahre alt
 | 
        Anzeige des Schuldirektors des humanistischen Gymnasiums bei der 
        Kriminalpolizei (Staatsarchiv 
        Bremen, Akte G 4/1934, Bl. 1a) |  
        | 12. Januar 1934 | 
        Haftbefehl und Gefängnis 
        (Staatsarchiv Bremen, Akte G 4/1934, Bl. 12 und 17) |  
        | 
   
        Abbildung 2: Häftlingsfoto von Karl Gorath, aufgenommen von der Kriminalpolizei Bremerhaven nach seiner ersten Verhaftung 1934. |  
        | 7. Juni 1934 | 
        Urteil des Landgerichts Bremen: Gefängnis von einem Jahr und drei 
        Monaten 
        (Staatsarchiv Bremen, 
        Akte G 4/1934, Bl. 96 und folgende S. 2-4). |  
        | 21. September 1934 | Ablehnung eines 
        Gnadengesuches durch den Bremer Innensenator 
        (Staatsarchiv Bremen, 
        Akte G 4/1934, Bl. 108). |  
        | 10. Dezember 1934 | Nach erneutem 
        Gnadengesuch Aussetzung der Reststrafe durch den Bremer Innensenator zum 
        31. Dezember 1934 
        (Staatsarchiv Bremen, Akte G 4/1934, Bl. 109). |  
        | 28. Juni 1935,22 Jahre alt
 | Strafrechtsnovellen vom 
        28. Juni 1935 mit einer Verschärfung des § 175 Strafgesetzbuch  
        (Erhöhung des Strafrahmens und Erweiterung des Tatbestandes auf alle 
        homosexuellen Handlungen inkl. der wechselseitigen Onanie) 
        und der Änderung des § 2 Strafgesetzbuchs  
        (Aufheben des Verbots der gesetzlichen Analogie bzw. 
        Bestimmtheitsgebots. Nun konnte bestraft werden, „wer eine Tat begeht, 
        die das Gesetz für strafbar erklärt, oder die nach dem Grundgedanken 
        eines Strafgesetzes oder nach gesundem Volksempfinden Bestrafung 
        verdient.“) (Die 
        Strafrechtsnovellen vom 28. Juni 1935 und die amtlichen Begründungen zu 
        diesen Gesetzen. Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches, § 175, 175 
        a, Berlin 1935, S. 39 sowie Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches, 
        § 2, Berlin 1935, S. 8.) |  
        | 14. November 1939, 26 
        Jahre alt | Urteil des 
        Landgerichtes Verden/Aller: Zuchthausstrafe von einem Jahr wegen 
        unzüchtigen Vergehens an einem Jugendlichen 
        (Hauptstaatsarchiv 
        Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, Nr. 39/0548 - vormals 
        Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 3 KLs. 22/39 -, J I, 
        Bl. 6 – 9 Rs.) |  
        | 26. Januar 1940, 27 Jahre alt
 | Erneutes Urteil des 
        Landgerichtes Verden/Aller: Die Gesamtzuchthausstrafe summiert sich auf 
        zwei Jahre und sechs Monate 
        (Hauptstaatsarchiv Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 
        142/90, Nr. 39/0548 - vormals Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle 
        Wesermünde, 3 KLs. 1/40 -, J II, Bl. 2.) |  
        | 1. März 1940 | 
        Einlieferung in das Zuchthaus Celle 
        (Hauptstaatsarchiv Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, 
        Nr. 39/0548 - vormals Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 
        3 KLs. 22/39 -, Deckblatt) |  
        | 19. April 1940 | Erneutes Urteil des 
        Landgerichts Verden/Aller: Gesamtstrafe wird auf insgesamt drei Jahre 
        festgesetzt 
        (Hauptstaatsarchiv Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, 
        Nr. 39/0548 - vormals Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 
        3 KLs. 1/40 -, J II, Bl. 2.) |  
        | 20. Februar 194229 Jahre alt
 | Gnadengesuch von Karl 
        Gorath, eingereicht durch den Anwalt Dr. Hans Obenauer 
        (Hauptstaatsarchiv 
        Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, Nr. 39/0548 - vormals 
        Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 3 KLs. 1/40 -, J II, 
        Bl. 13, 14.) |  
        | 24. Februar 1942 und 3. März 1942 | 
        Ablehnung des 
        Gnadengesuches durch die Strafanstalt Celle: „Einen Gnadenverweis 
        befürworte ich für Gorath nicht, da allein die unnachgiebige 
        Strafvollstreckung die erforderliche abschreckende Wirkung ausüben 
        kann.“  
         
        (Hauptstaatsarchiv Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, 
        Nr. 39/0548 - vormals Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 
        3 KLs. 1/40 -, J II, Bl. 13.) |  
        | 20. März 1942 | Ablehnung eines 
        Gnadengesuches durch den Oberstaatsanwalt beim Landgericht Verden 
        (Hauptstaatsarchiv 
        Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, Nr. 39/0548 - vormals 
        Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 3 KLs. 1/40 -, J II, 
        Bl. 14.) |  
        | 3. November 1942 | Mitteilung des 
        Zuchthauses Celle über die bevorstehende Haftentlassung an die 
        Kripo-Leitstelle in Wesermünde-Lehe 
         
        (Hauptstaatsarchiv 
        Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, Nr. 39/0548 - vormals 
        Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 3 KLs. 1/40 -, J II, 
        Bl. 16, 16 Rs.) |  
        | 30. November 1942 | 
        Anordnung polizeilicher 
        Vorbeugungshaft durch SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat Hirschberg, 
        Leiter der Kriminalabteilung der Staatlichen Kriminalpolizei Wesermünde. 
        „Gegen Gorath habe ich mit Wirkung vom Tage der Strafverbüssung 
        polizeiliche Vorbeugungshaft angeordnet. Ich bitte, Gorath mittels 
        Sammeltransportes nach dem Polizeigefängnis Bremen-Ostertor überführen 
        zu lassen.“ Gezeichnet Hirschberg 
        (Hauptstaatsarchiv 
        Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 142/90, Nr. 39/0548 - vormals 
        Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle Wesermünde, 3 KLs. 1/40 -, J II, 
        Bl. 17 sowie Bundesarchiv Koblenz, Reichssicherheitshauptamt, Akte R 58 
        423, Bl. 12 und 13.) |  
        | 5. Dezember 1942 | Umlauf-Mitteilung des 
        Zuchthauses Celle: „Der Strafgefangene Gorath wird in polizeiliche 
        Vorbeugungshaft genommen und am 18.12.1942, 6.00 Uhr durch die hiesige 
        Polizei abgeholt.“ 
         
        (Hauptstaatsarchiv Hannover, Akte Hann. 86 Celle, Acc. 
        142/90, Nr. 39/0548 - vormals Staatsanwaltschaft Verden, Zweigstelle 
        Wesermünde, 3 KLs. 1/40 -, J II, Bl. 18) |  
        | 30. Januar 1943, 30 Jahre alt
 | Deportation in das 
        Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg, 
        (Häftlingskartei des 
        Wirtschaftsverwaltungshauptamtes, Häftlingsnummer 16045, 
        Einlieferungsstelle Kripo, Haftart B.V. (=Berufsverbrecher) Unterschrift 
        „Rei.“, Bundesarchiv Koblenz laut Auskunft der Gedenkstätte Neuengamme 
        vom 8.03.2004) |  
        | Februar – Juni 1943 | Zwangsarbeit in
         
        dem KZ-Rüstungsbetrieb der Walther-Werke 
        im Konzentrationslager Neuengamme, danach im Lazarett des Außenlagers 
        Wittenberge. |  
        | 1. Juni 1943 | 
        Straftransport in das Konzentrationslager Auschwitz 
        (Państwowe Muzeum W Oswięcimiu, Archiwum, Dokumente 
        Arbeitseinsatz, Tom 4, Signatur D - An I – 3 a / 296, Nr. inw. 32350, 
        Nr. filmu 273/296) |  
        | 
       
      Abbildung 3: Häftlingsfoto von Karl Gorath, aufgenommen von der Politischen Abteilung des
        Konzentrationslagers Auschwitz bei der Einlieferung am 1.06.1943. |  
        | 1. Juni 1943 | Häftlingsfoto von Karl 
        Gorath, 
        Häftlingsnummer 124630. |  
        | Juni 1943 – Januar 1945
 | Zwangsarbeit im 
        Krankenlager in Block 25, danach Blockältester von Block 3a im 
        Stammlager. |  
        | 18. Januar 1945, 32 Jahre alt
 | 
        Räumung des Konzentrationslagers und Transport in offenen Güterwagons in 
        das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich 
        (Nachweis unter
        http://www.keom.de/denkmal/karte/lager_auswert.php?lager_id=156) |  
        | 29. Januar 1945 | 
        Ankunft im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz, zunächst 
        Arbeitseinsatz in Roggendorf (Bau von Baracken), danach Deportation in 
        das Außenlager Kloster Melk an der Donau 
        (Państwowe Muzeum W Oswięcimiu, Archiwum, Dokumente KL 
        Mauthausen, Zugänge von KL-Auschwitz / Männer, Tom 8 K. 66, 
        Sygn.D-Mon-3/9/8, Nr. inw. 149719. D -Häftlingsnummer 117762 laut 
        Entlassungsdokument im Bestand Hutter, persönlicher Nachlass) |  
        | Anfang April 1945 | ‚Evakuierung’ der 
        Häftlinge in das Außenlager Ebensee des Konzentrationslagers Mauthausen 
        am Traunsee im Salzkammergut 
        (Nachweis unter
        http://www.keom.de/denkmal/karte/lager_auswert.php?lager_id=801) |  
        | 6. Mai 1945 | 
        Befreiung des Außenlagers Ebensee durch amerikanische Truppen 
        (Bestand 
        Hutter, Entlassungsdokument im persönlichen Nachlass) |  
        | 22. Juli 1945 | 
        Ankunft in Bremerhaven (Bestand Hutter, 
        Entlassungsdokument im persönlichen Nachlass) |  
        | Januar 1946, 33 Jahre alt
 | 
        Erneute Ermittlungen der Bremerhavener Kriminalpolizei 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 2a.) |  
        | 27. März 1946 | 
        Verhaftung durch die Polizei 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 6) |  
        | 4. April 1946 | Anklageerhebung nach § 
        175 a (schwere Unzucht unter Männern) 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 26, 26 Rs., 27) |  
        | 15. Mai 1946 | 
        Erste Verhandlung vor dem Landgericht Bremen-Wesermünde 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 34, 34 Rs., 35) |  
        | 17. Juli 1946 | 
        Zweite Verhandlung vor dem Landgericht Bremen-Wesermünde 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 43-46 Rs.) |  
        | 4. September 1946 | 
        Dritte Verhandlung vor dem Landgericht Bremen-Wesermünde: Urteil 
        Gesamtzuchthausstrafe von fünf Jahren 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 60 – 65 Rs.) |  
        | 5. September 1946 | Revision gegen das 
        Urteil durch Strafverteidiger Dr. Hans Obenauer 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 74) |  
        | 22. Oktober 1946 | 
        Entscheidung des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Hamburg: Die 
        Revisionsrüge betreffend der Anwendung des § 175 a ist unbegründet, da 
        „die Strafrechtsnovelle vom 28. Juni 1935 kein nationalsozialistisches 
        Unrecht darstelle“. Das Urteil wird aufgehoben und an das Landgericht 
        Bremen-Wesermünde zurückverwiesen. 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 87 – 91 Rs.) |  
        | 14. Februar 194735 Jahre alt
 | 
        Vierte Verhandlung vor dem Landgericht Bremen – Strafkammer Bremerhaven 
        mit dem Urteil: Fünf Jahre Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen 
        Ehrenrechte 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 109 – 114 Rs.) |  
        | 21. Februar 1947 | Karl Gorath an die 
        Staatsanwaltschaft Wesermünde: „In der Begründung 
        befinden sich keine Sachverhalte, die meine zweieinhalb Jahre unschuldig 
        nach Haftverbüßung erlittene KZ-Lagerhaft berücksichtigen. Ich habe in 
        den Jahren körperlich und seelisch derart gelitten, dass ich mich nach 
        meiner Rückkehr sofort wegen Unterernährung und Nervenschwäche in 
        Behandlung begeben habe.“ 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 125, 125 
        Rs.) |  
        | 15. März 1947 | Überführung von der 
        Haftanstalt Bremerhaven in das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 128) |  
        | 19. Juli 1948 35 Jahre alt
 | Erstes Gnadengesuch von 
        Karl Gorath an den Generalstaatsanwalt Bremen 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 1, 1 Rs.) |  
        | 7. August 1948 | 
        Ablehnung des Gnadengesuches durch die Haftanstalt - Vollzugsleiter Dr. 
        Edmund Duckwitz 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 
        207/48 in Akte KLs 5/46, Bl. 4) |  
        | 13. August 1948 | 
        Ablehnung des Gnadengesuches durch das Landgericht 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 5) |  
        | 17. August 1948 | 
        Ablehnung des Gnadengesuches durch den Staatsanwalt 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 6) |  
        | 6. August 1949, 36 Jahre alt
 | Antrag auf 
        Wiederaufnahme des Verfahrens durch den Verteidiger Dr. Hans Obenauer (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 145, 145 Rs.) |  
        | 25. August 1949 | 
        Beschluss des Landgerichts Bremen: Antrag auf Wiederaufnahme des 
        Verfahrens wird als unzulässig verworfen 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 146, 146 
        Rs.) |  
        | 9. September 1949 | Sofortige Beschwerde 
        gegen den Beschluss des Landgerichts des Verteidigers Dr. Hans Obenauer 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 148, 148 Rs.) |  
        | 6. Oktober 1949 | 
        Entscheidung des Strafsenats des Hanseatischen Oberlandesgerichts 
        Bremen: Die Beschwerde des Verurteilten ist begründet. Die 
        Wiederaufnahme ist zu prüfen 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 152 – 154) |  
        | 10. März 1950, 37 Jahre alt
 | Erster Antrag Karl 
        Goraths auf Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts aus dem 
        Zuchthaus Bremen-Oslebshausen heraus 
        (Staatsarchiv Bremen, 
        Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – E 7876, Bl. 3 – 7 Rs.) |  
        | 3. April 1950 | 
        Beschluss des Landgerichts Bremen: Der Antrag auf Wiederaufnahme des 
        Verfahrens wird als unbegründet verworfen 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 186, 186 
        Rs.) |  
        | 18. April 1950 | Zweites Gnadengesuch, 
        eingereicht durch den Anwalt Dr. Hans Obenauer 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 7, 7 Rs.) |  
        | 20. Juni 1950 | 
        Ablehnung des 
        Gnadengesuches durch die Haftanstalt 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 8, 8 Rs.) |  
        | 28. Juni 1950 | 
        Landgericht Bremen befürwortet das Gnadengesuch unter Auflagen 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 9) |  
        | 6. Juli 1950 | Zuchthaus 
        Bremen-Oslebshausen widerspricht dem Landgericht. „Nach wie vor steht die 
        hiesige Dienststelle auf dem Standpunkt, dass Gorath unzweifelhaft 
        weiter eine Gefahr für die Jugend darstellt und glaubt daher auch nicht, 
        einen Gnadenerweis befürworten zu können.“ Gezeichnet Dr. Duckwitz, Dr. 
        Schlingmann 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 
        207/48 in Akte KLs 5/46, Bl. 10) |  
        | 11. Juli 1950 | 
        Ablehnung des Gnadengesuches durch den Oberstaatsanwalt beim Landgericht 
        Bremen 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 11) |  
        | 4. November 1950 | Drittes Gnadengesuch, 
        eingereicht durch den Anwalt Dr. Hans Obenauer „Der Verurteilte (…) 
        verspricht, seine unglückliche Veranlagung zu unterdrücken und nicht 
        wieder rückfällig zu werden. Er hat seine Verfehlungen mit 11 Jahren 
        Freiheitsentziehung unter schwersten Umständen so weitgehend gebüßt, 
        dass man ihm nunmehr wegen eines Restes von rund dreieinhalb Monaten 
        Bewährungsfrist geben kann.“ 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 
        207/48 in Akte KLs 5/46, Bl. 16, 16 Rs.) |  
        | 20. November 1950 | Ablehnung des 
        Gnadengesuches durch das Zuchthaus Bremen-Oslebshausen „Es liegt kein Anlass 
        vor, die Stellungnahme vom 20.06.1950 abzuändern. Gorath, der mehrfach 
        wegen Sittlichkeitsverbrechen vorbestraft ist, bildet bei seiner 
        Veranlagung in der Freiheit eine Gefahr. Die Strafe kann auf ihn nur als 
        abschreckendes Mittel wirken. Deshalb, und um ihn so lange als möglich 
        der Öffentlichkeit fernzuhalten, sollte er die Strafe voll verbüssen.“ 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 
        207/48 in Akte KLs 5/46, Bl. 18) |  
        | 24. November 1950 | 
        Der Vorsitzende der Strafkammer verweist auf die frühere Stellungnahme 
        des Landgerichtes (Entlassung unter Auflagen) 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Gnadenheft der 
        Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in Akte KLs 5/46, Bl. 19) |  
        | 14. Dezember 195038 Jahre alt
 | 
        Ablehnung des Gnadengesuches durch den Oberstaatsanwalt beim Landgericht 
        Bremen 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 22 - 24) |  
        | 24. Dezember 1950 | Viertes Gnadengesuch 
        von Karl Gorath an den Generalstaatsanwalt in Bremen 
        (Stadtarchiv 
        Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 207/48 in 
        Akte KLs 5/46, Bl. 26 – 27 Rs.) |  
        | 19. Januar 1951 | Ablehnung des 
        Gnadengesuches durch den Oberstaatsanwalt beim Landgericht Bremen „Ihr Gesuch vom 
        24.12.1950 an den Herrn Generalstaatsanwalt in Bremen auf Gewährung von 
        Straferlass ist mir zum zuständigen Befinden zugeführt worden. Nach 
        Prüfung des Sachverhaltes habe ich keine Veranlassung gefunden, einen 
        Gnadenerweis für Sie zu befürworten oder Ihnen bedingte Strafaussetzung 
        zu bewilligen. Aufgrund der mir (…) erteilten Ermächtigung bescheide ich 
        Sie hiermit ablehnend.“ 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Gnadenheft der Staatsanwaltschaft, Akte 1 Gns 
        207/48 in Akte KLs 5/46, Bl. 28) |  
        | 11. April 1951 | 
        Entlassung aus der Strafanstalt 
        (Stadtarchiv Bremerhaven, Akte KLs 5/46, Bl. 192 sowie Staatsarchiv 
        Bremen, Gefangenenbuch 1947, Akte 4,80 – II., Bl. 34) |  
        | September 1951 | 
        Zwangsheirat mit Anna Katharina Arndt 
        (Bestand Hutter, persönlicher Nachlass, Glückwunschschreiben von Dr. 
        Edmund Duckwitz, Bremen-Oslebshausen vom 25.10.1951) |  
        | Januar bis August 195340 Jahre alt
 | Dreieinhalb Jahre nach 
        Antragstellung Prüfung des Antrages auf Wiedergutmachung durch die 
        Entschädigungsbehörde der Stadt Bremerhaven: Anfragen beim Zuchthaus 
        Celle, der Kriminalpolizei Bremerhaven und der Staatsanwaltschaft Verden/Aller (Staatsarchiv 
        Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – E 7876, Bl. 10 – 36) |  
        | 27. August 1953 | Entscheidung des 
        Magistrats der Stadt Bremerhaven, Entschädigungsbehörde Aufgrund der Vorstrafe 
        und aufgrund der Tatsache, dass „der Antragsteller nicht wegen seiner 
        politischen Überzeugung, aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der 
        Weltanschauung verfolgt wurde“ ist der Antrag auf Wiedergutmachung als 
        unbegründet abzuweisen. 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 38 – 41) |  
        | 21. September 1953 | Widerspruch Karl 
        Goraths gegen den Bescheid der Entschädigungsbehörde der Stadt 
        Bremerhaven 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 43, 43 Rs.) |  
        | 15. Februar 195441 Jahre alt
 | Klage Karl Goraths 
        gegen die Freie Hansestadt Bremen, eingereicht über das Amtsgericht 
        Bremerhaven 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 55) |  
        | 13. Mai 1954 | 
        Urteil des Landgerichts Bremen, Entschädigungskammer: Die Klage wird 
        abgewiesen 
        (Staatsarchiv Bremen, 
        Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – E 7876, Bl. 65 – 68) |  
        | 28. März 195845 Jahre alt
 | Zweiter 
        Entschädigungsantrag Karl Goraths an die Entschädigungskammer des 
        Landgerichts 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 87) |  
        | 
        16. April 1958 | 
        Entschädigungsbehörde der Stadt Bremerhaven an das Landesamt für 
        Wiedergutmachung in Bremen Wir 
        haben dem Antragsteller mitgeteilt, dass ihm nach § 207 des 
        Bundesentschädigungsgesetzes für offensichtlich unbegründete Anträge die 
        Kosten auferlegt werden können. „Wir bitten um Auskunft, in welcher Höhe 
        (vom Antragsteller) Kostenvorschüsse gefordert werden können, da wir 
        nicht einsehen, daß in diesem Falle der § 207 des 
        Bundesentschädigungsgesetzes keine Anwendung finden soll.“ 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 90) |  
        | 
        19. April 1958 | 
        Landesamt für Wiedergutmachung an das Entschädigungsbehörde der Stadt 
        Bremerhaven „Die 
        Auferlegung der Kosten ist in dem Bescheid auszusprechen, durch den der 
        geltend gemachte Anspruch abgelehnt wird. Es wird vorgeschlagen, dem 
        Antragsteller die gewünschten Antragsformulare zuzusenden …“ 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 91) |  
        | 
        25. April 1958 | Entschädigungsbehörde 
        der Stadt Bremerhaven überreicht die entsprechenden Formblätter mit dem 
        Hinweis, dass dem Antragsteller für einen offensichtlich unbegründeten 
        Antrag die Kosten auferlegt werden können. 
        (Staatsarchiv Bremen, 
        Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – E 7876, Bl. 92) |  
        | 
        15. Mai 1958 | Antrag Karl Goraths auf 
        Schadenersatz nach dem Bundesentschädigungsgesetz „Seit 1953 bin ich 
        erwerbslos, da ich schwere körperliche Arbeiten nicht machen kann und 
        aus diesem Grunde wirtschaftlich in grosser Notlage.“ 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 93 – 94 Rs.) |  
        | 
        22. Mai 1958 | Entschädigungsbehörde 
        der Stadt Bremerhaven an Karl Gorath Der hier eingegangene 
        „Antrag ist unvollständig, da das Einlageblatt, Seite 3 und 4, von Ihnen 
        nicht mit übersandt wurde. Außerdem haben Sie den Ihnen überlassenen 
        Mantelantrag nicht ausgefüllt und eingereicht“. Es folgt ein erneuter 
        Verweis auf die Kosten, die dem Antragsteller für offensichtlich 
        unbegründete Anträge auferlegt werden können. 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 95) |  
        | 26.01.196047 Jahre alt
 | Oberfinanzdirektion 
        Bremen an das Landesamt für Wiedergutmachung „Herr Gorath macht 
        Ansprüche (nach dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz) geltend, weil er im 
        Konzentrationslager gewesen ist, er aber nach dem 
        Bundesentschädigungsgesetz nicht entschädigt werden konnte.“ Um 
        Aktenübersendung wird gebeten. 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 96) |  
        | 3. Februar 1960 | Landesamt für 
        Wiedergutmachung an die Oberfinanzdirektion Bremen „Wir möchten bemerken, 
        dass die hier geltend gemachten Entschädigungsansprüche als unbegründet 
        abgewiesen werden mussten, da die Voraussetzungen des (…) 
        Bundesentschädigungsgesetzes nicht erfüllt sind.“ 
        (Staatsarchiv Bremen, Landesamt für Wiedergutmachung, Akte 4,54 – 
        E 7876, Bl. 98) |  
        | 5. April 1960 | Ablehnung des Antrages 
        durch die Oberfinanzdirektion Bremen, 
         
        (Bestand Hutter, Akte Bremischer Härtefonds, Bl. 164, 164 Rs.; 
        Aktenzeichen 0 4013 – B BV 23 laut Schreiben der Oberfinanzdirektion 
        Hamburg an Karl Gorath vom 20.10.1989) |  
        | 28. Mai 197562 Jahre alt
 | Die 
        Bundesversicherungsanstalt für Angestellte lehnt den Rentenanspruch für 
        die Haftzeiten im Konzentrationslager ab. „Die Zeit vom 
        1.08.1939 bis zum 8.05.1945 kann als Ersatzzeit nicht anerkannt werden, 
        weil sie weder nachgewiesen noch ausreichend glaubhaft gemacht ist.“ 
        (Bestand Hutter, Persönlicher Nachlass, Akte Sozialversicherung, Bl. 6, 
        Bl. 7) |  
        | 7. Januar 197663 Jahre alt
 | Klage Karl Goraths 
        gegen den ablehnenden Bescheid der Bundesversicherungsanstalt für 
        Angestellte 
        (Sozialgericht Bremen, Akte SAn 7/76, Bl 1) |  
        | 5. Februar 198067 Jahre alt
 | Urteil des 
        Sozialgerichtes Bremen: Die Klage wird abgewiesen, „denn der Kläger fand 
        sich nicht als Verfolgter im Sinne des Bundesentschädigungsgesetzes in 
        den Konzentrationslagern, sondern aufgrund der Verurteilungen wegen der 
        von ihm begangenen Sittlichkeitsdelikte.“ 
        (Sozialgericht Bremen, Akte SAn 7/76, Bl 58 - 74) |  
        | April 198875 Jahre alt
 | 
        Debatte in der Bremischen Bürgerschaft über die Einrichtung eines 
        Härtefonds für die ‚vergessenen’ Opfer des Nationalsozialismus 
        (Bestand Hutter, Akte Bremischer Härtefonds, Bremische Bürgerschaft, 
        12. Wahlperiode, Plenarprotokoll 17. Sitzung vom 27.04.1988) |  
        | August 1988 | Erste Kontaktaufnahme 
        Karl Goraths mit dem Rat und Tat Zentrum für Schwule und Lesben, 
         
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bl. 135) |  
        | 27. September 1988 | 
        Einrichtung der Bremischen Härteregelung für die ‚vergessenen’ Opfer 
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bremische Bürgerschaft, 12. Wahlperiode, 
        Drucksache 12/310 vom 28.09.1988, Bl. 128, S. 1-3) |  
        | 7. November 1988 | 
        Beschluss des Bremer Senats zur Aufnahme des Rat und Tat Zentrums in den 
        Beirat des Härtefonds, Schreiben des Senatspräsidenten Klaus Wedemeier 
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bl. 116) |  
        | 15. Januar 198976 Jahre alt
 | Antrag Karl Goraths 
        an das Landesamt für Wiedergutmachung 
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bl. 160, S. 1-6) |  
        | 10. April 1989 | 
        Bewilligung einer einmaligen Leistung durch den Härtebeirat 
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bl. 158, 158 Rs.) |  
        | 15. – 29. Juli 1989 | Busfahrt mit Karl 
        Gorath in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz 
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bl. 117, 118) |  
        | 12. Juni 199077 Jahre alt
 | 
        Bewilligung einer laufenden Leistung nach der Bremischen 
        Härtefallregelung 
        (Bestand Hutter, Akte 
        Bremischer Härtefonds, Bl. 159, 159 Rs.) |  
        | 18. März 2003 | Verstorben in seiner 
        Bremerhavener Wohnung im Alter von 90 Jahren |  
    Was nun, so ist angesichts 
    der offenkundigen Forschungslücken am nationalen Gedenktag für die Opfer des 
    Nationalsozialismus von schwul-lesbischer Seite aus anzuregen und in die 
    öffentliche Debatte einzubringen? Sicherlich die Forderung an die Politik in 
    Land und Bund, endlich ein lebendiges Mahnmal in Form einer offiziell 
    geförderten Forschungseinrichtung als eine Geste des Ausgleichs für 
    historische Schuld einzurichten. Sicherlich auch die Forderung an den Bremer 
    Senat, in seiner nächsten offiziellen Feierstunde am 26. Januar 2007 einmal 
    explizit der Befreiung der homosexuellen Opfer zu gedenken. Und sicherlich 
    der Appell an uns alle, aus der Vergangenheit Lehren für die Gegenwart zu 
    ziehen.  
    Um dem letztgenannten 
    Anspruch konkret werden zu lassen, möchte ich an diesem Gedenktag 
    abschließend die Aufmerksamkeit auf die Rosa-Winkel-Häftlinge von heute 
    lenken. Ich meine die Opfer der aktuellen Homosexuellenverfolgung im Iran. 
    Laut Presseberichten sind allein im Jahr 2005 neun Männer in verschiedenen 
    iranischen Städten öffentlich gehängt worden, weil sie – 
    höchstwahrscheinlich unter Folter – gleichgeschlechtliche Kontakte gestanden 
    haben. Einigen wenigen der Betroffenen gelingt hin und wieder die Flucht ins 
    Ausland. Doch auch deutsche Behörden tun sich schwer, den Betreffenden Asyl 
    zu gewähren, wie im Fall des Iraners Andre Aragoli aus Hessen, dessen 
    Asylantrag das Verwaltungsgericht Kassel mit der Begründung abgelehnt hat, 
    nicht die homosexuelle Neigung, sondern die homosexuelle Praxis würde im 
    Iran verfolgt <Stop deportation of Andre Aragoli, 
    www.ermis.de/aragoli/, 
    Frankfurt 1.2006>. Nur Dank des starken Protestes haben die Behörden Andre 
    Aragoli aus der Abschiebehaft entlassen und ihm eine Aufenthaltsgenehmigung 
    erteilt. 
    Irans Schwule und Lesben 
    brauchen unsere Hilfe. Die im Exil ansässige Persische Schwulen- und 
    Lesbenorganisation sammelt im Internet Unterstützungsunterschriften unter 
    einer Petition 
    (Link zur 
    Petition). 
    Jeder bzw. jede von uns kann dort durch einen Eintrag seine Solidarität 
    bekunden. 
    Liebe Anwesende, wir wollen 
    abschließend die Namen der bislang bekannten Rosa-Winkel-Häftlinge aus 
    Auschwitz vorlesen. Im Gedenken an alle schwulen und lesbischen Opfer des 
    Nationalsozialismus seien die folgenden 48 Namen genannt
    (Zu den existenten 
    Fotos von einigen der benannten Häftlinge): 
      
    
    Hermann Bartel, 
    Dekorateur, geb. 1901, ins KZ am 6. Dezember 1941, gestorben am 2. März 
    1942,
    
    
    Friedrich Baumann, Arbeiter, geb. 1893, ins KZ am 20. Juni 1941, gestorben 
    am 8. April 1942,
    
    Anton 
    Berzchik, Arbeiter, geb. 1895, ins KZ am 23. Mai 1941, weiteres Schicksal 
    unbekannt,
    
    Oskar 
    Birke, Landwirt, geb. 1893, ins KZ am 29. August 1941, gestorben am 
    1. November 1941,
    
    Kurt 
    Bruhn, Kellner, geb. 1913, ins KZ am 27. November 1941, nach Mauthausen 
    deportiert am 25. Januar 1942, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Theodor 
    Brüning, Angestellter, geb. 1896, ins KZ am 19. September 1941, weiteres 
    Schicksal unbekannt,
    
    Kurt 
    Brüssow, Schauspieler, geb. 1910, ins KZ am 28. Mai 1941, weiteres Schicksal 
    unbekannt,
    
    Alfred 
    Danjek, Polizeibeamter, geb. 1913, ins KZ am 25. November 1941, weiteres 
    Schicksal unbekannt,
    
    Walter 
    Degen, Schlosser, geb. 1909, ins KZ am 29. August 1941, nach Mauthausen 
    deportiert am 4. Mai 1942, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Johann 
    Dorfner, Feinbäcker, geb. 1903, vom KZ Flossenburg nach Auschwitz deportiert 
    am 3. Dezember 1943, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Emil 
    Drews, Landarbeiter, geb. 1883, ins KZ am 22. August 1941, gestorben am 
    10. Januar 1942,
    
    Alfred 
    Fischer, Schumacher, geb. 1881, ins KZ am 31. Oktober 1941, gestorben am 
    28. November 1941,
    
    Max 
    Gergla, Kaufmann, geb. 1905, ins KZ am 28. November 1941, gestorben am 
    14. Februar 1942,
    
    Johann 
    Gidius, Arbeiter, geb. 1900, ins KZ am 12. September 1941, gestorben am 
    13. November 1941,
    
    Karl 
    Göttlich, Zimmermann, geb. 1887, ins KZ am 8. August 1941, gestorben am 
    2. Februar 1942,
    
    Otto 
    Herzfeld, Arbeiter, geb. 1907, ins KZ am 3. Oktober 1941, gestorben am 
    7. August 1942,
    
    Erwin 
    Jahnke, Elektriker, geb. 1911, ins KZ am 19. Dezember 1941, weiteres 
    Schicksal unbekannt,
    
    Walter 
    John, Arbeiter, geb. 1910, ins KZ am 29. August 1941, gestorben am 
    29. Oktober 1941,
    
    Willi 
    Käcker, Kaufmann, geb. 1905, ins KZ am 29. August 1941, gestorben am 
    18. Oktober 1941,
    
    Egbert 
    Kipke, Braumeister, geb. 1910, ins KZ am 19. September 1941, weiteres 
    Schicksal unbekannt,
    
    Leo 
    Kleefeld, Büroangestellter, geb. 1888, ins KZ am 29. Juni 1941, weiteres 
    Schicksal unbekannt,
    
    Josef 
    Klose, Schneider, geb. 1894, ins KZ am 25. Juli 1941, gestorben am 
    9. Dezember 1941,
    
    Herrmann 
    Krause, Landarbeiter, geb. 1891, ins KZ am 29. Juni 1941, weiteres Schicksal 
    unbekannt,
    
    
    Friedrich Kühne, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1912, ins KZ am 23. Mai 
    1941, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Franz 
    Langecker, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1900, ins KZ am 22. August 
    1941, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Paul 
    Langer, Landarbeiter, geb. 1885, ins KZ am 8. August 1941, gestorben am 
    26. Oktober 1941,
    
    Paul 
    Lehrfeld, Metallarbeiter, geb. 188, ins KZ am 22. August 1941, gestorben am 
    25. Januar 1942,
    
    Karl 
    Lübben, Diplom-Ingenieur, geb. 1890, ins KZ am 19. Dezember 1941, gestorben 
    am 11. Februar 1942,
    
    Johann 
    Majschek, Fleischer, geb. 1888, ins KZ am 26. September 1941, gestorben am 
    6. April 1942,
    
    Johann 
    Mauler, Arbeiter, geb. 1897, ins KZ am 12. September 1941, gestorben 
    14. Februar 1942,
    
    Rudolf 
    von Mayer, Gerichtsassessor, geb. 1905, ins KZ am 30. Mai 1941, gestorben am 
    19. August 1942,
    
    Waldemar 
    Mews, Bäcker, geb. 1915, ins KZ am 10. Oktober 1941, nach Mauthausen 
    deportiert am 4. Mai 1942, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Richard 
    Nagel, Beruf unbekannt, geb. 1893, vom KZ Flossenburg nach Auschwitz 
    deportiert am 31. August 1942, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Georg, 
    Pecha, Schlosser, geb. 1906, Datum der KZ-Internierung unbekannt, nach 
    Mauthausen deportiert am 25. Januar 1945, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Walter 
    Peters, Medizinischer Arzt, geb. 1890, ins KZ am 10. Oktober 1941, gestorben 
    am 15. Oktober 1941,
    
    August 
    Pfeiffer, Diener, geb. 1895, ins KZ am 1. November 1941, gestorben am 
    28. Dezember 1941,
    
    Günther 
    Pieka, Mühlenarbeiter, geb. 1920, ins KZ am 23. Mai 1941, weiteres Schicksal 
    unbekannt,
    
    Walter 
    Pietzsch, Schiffbauer, geb. 1900, vom KZ Flossenburg nach Auschwitz 
    deportiert am 3. Dezember 1943, weiteres Schicksal unbekannt,
    
    
    Friedrich Poguntke, Friseur, geb. 1906, ins KZ am 19. September 1941, 
    weiteres Schicksal unbekannt,
    
    Willi 
    Pohl, Textilarbeiter, geb. 1907, ins KZ am 6. Juni 1941, gestorben am 
    21. Mai 1942,
    
    Hugo 
    Präbitzer, Elektriker, geb. 1901, ins KZ am 12. September 1941, gestorben am 
    31. November 1941,
    
    Franz 
    Ruffert, Gärtner, geb. 1902, ins KZ am 5. Oktober 1941, gestorben am 
    24. Dezember 1941,
    
    Fritz 
    Ruske, Krankenpfleger, geb. 1907, ins KZ am 27. November 1941, weiteres 
    Schicksal unbekannt,
    
    Richard 
    Schiller, Bürogehilfe, geb. 1900, ins KZ am 25. November 1941, gestorben am 
    6. Februar 1942,
    
    Erwin 
    Schimitzek, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1918, ins KZ am 22. August 
    1941, gestorben am 28. Januar 1942,
    
    Heinz 
    Schumacher, Kaufmann, geb. 1909, ins KZ am 5. Dezember 1941, gestorben am 
    13. März 1942,
    
    Emil 
    Sliwiok, Arbeiter, geb. 1913, ins KZ am 10. Oktober 1941, gestorben am 
    21. Januar 1942,
    
    Ernst 
    Weimar, Kaufmann, Datum der KZ-Internierung unbekannt, nach Mauthausen 
    deportiert am 25. Januar 1945, weiteres Schicksal unbekannt. 
    Vorgetragen in Bremen, am 27. 
    Januar 2006, im Bremer Rat und Tat Zentrum für Schwule und Lesben. 
        
        
          
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              Weitere
              Forschungsergebnisse zum 
              Schicksal von Karl Gorath alias Karl B.(First Research results to the 
              destiny of Karl Gorath alias Karl B.)
 
              Eigene Publikationen zum Nationalsozialismus
              (Some
              publications on National Socialism) Reise nach Auschwitz
              (Journey to Auschwitz) Rat und Tat Zentrum
              (Advice & Action Centre) Heutiges Gedenken
              (Rememberance today) |  
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