Joerg Hutter

 

Newsletter 05 )
Neues zum Thema "Punk" und "Schwul" auf meiner Homepage Dezember 2005 
In dieser Ausgabe
  • Iran exekutiert Schwule
  • Teenager im Iran gehängt
  • Folter im Iran
  • Petition für Irans Schwule
  • Auch die Kirche half den Nazis
  • Parlament und schwule Nazis
  • Neujahrswünsche

  • Hallo (Abonnentin/Abonnent),

    hier folgt der fünfte Newsletter zu meiner Homepage "Punk" und "Schwul". Diesmal widme ich meine Aufmerksamkeit fast ausschließlich der aktuellen Schwulen- und Lesbenverfolgung im Iran.

    Trotz des sehr ernsten Themas wünsche ich eine anregende Lektüre.

    Iran exekutiert Schwule

    Unter der Präsidentschaft des reaktionären Staatsoberhauptes Mahmoud Ahmadinejad scheinen die Todesurteile und Hinrichtungen Homosexueller im Iran derzeit drastisch zuzunehmen. Die Hinrichtungen des 16jährigen Mahmoud Asgari und des 18jährigen Ayaz Marhoni am 19. Juli 2005 in Mashhad erregten zumindest begrenzten internationalen Protest. Doch wenige Wochen nach diesen Exekutionen folgten die von Farbod Mostarr und Ahmad Chooka am 28. August 2005 in Arak sowie die von Mokhtar N. (24 Jahre) und Ali A. (25 Jahre) am 13. November 2005 in Gorgan. Dabei ist zudem anzunehmen, dass weitere Hinrichtungen stattgefunden haben, über die nur unzureichende Informationen vorliegen. So sollen am 21. November in Kermanshah drei weitere Männer (als Youness, Hossein und Rudolph benannt) wegen homosexueller Handlungen öffentlich gehängt worden sein.

    Das obenstehende Bild symbolisiert das gegenwärtige repressive Klima im Iran besonders deutlich. Auch hier geht die Unterdrückung von Frauen, sinnbildlich durch den Zwang zum Schleier illustriert, mit dem Staatsterror gegen Homosexuelle Hand in Hand. Es scheint universelle soziale Regel zu sein, dass sich die Repression gegen Frauen stets mit der Unterdrückung von Homosexuellen paart. Offenbar lässt sich die Dominanz einer partiarchalen Männnerrolle nur durch Gewaltherrschaft aufrecht erhalten.

    Barbarisch: Im Iran werden vermehrt Schwule wegen gleichgeschlechtlicher Sexkontakte gehängt

    Teenager im Iran gehängt
    Skandalös an der Hinrichtung des des 16jährigen Mahmoud Asgari und des 18jährigen Ayaz Marhoni ist nicht nur die Tatsache, dass beide zur 'Tatzeit' minderjährig waren. Beide sind bis zu ihrer Hinrichtung 14 Monate interniert gewesen und in Haft schwer gefoltert worden. Offensichtlich sollten weitere Namen von Gleichaltrigen erpresst werden, um sie gleichgeschlechtlicher Sexualität überführen zu können.

    Die Absurdität eines solchen Vorgehens ist unverkennbar. Da alle Menschen unter Folter alles 'gestehen', um von der Qual erlöst zu werden, ist der Wahrheitsgehalt von unter Folter erpressten Geständnissen mehr als zweifelhaft. Letztlich droht all denjenigen staatliche Verfolgung, die ein Folteropfer namentlich nennen konnte.

    Natürlich gestehen Folteropfer auch 'Straftaten', die sie nicht begangen haben. Geheime Staatspolizei und Kriminalpolizei haben während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft missliebigen Personen Straftaten anhängen können, die diese nie begangen haben. Verlautbarungen eines Terrorregimes sind daher mit der nötigen Skepsis zu begegnen. Die häufige Rechtfertigung der iranischen Regierung, die zum Tode Verurteilten hätten Dritte sexuell vergewaltigt, verunglimpft die Opfer staatlichen Terrors und negiert das auf islamischem Recht basierende iranische Strafgesetzbuch, welches gleichgeschlechtliche Sexualhandlungen als solche mit dem Tode bedroht.

    Da die BILD-Zeitung die Argumentation des iranischen Terrorregimes unhinterfragt übernimmt und die (minderjährigen!) homosexuellen Opfer als Kinderschänder diskreditiert, bleibt nur der Boykott des Springer-Verlages!

    BILD-Zeitung diffamiert die Opfer der Homosexuellenverfolgung »

    Folter im Iran
    Die aktuelle Hinrichtungswelle im Iran zerstört nicht nur das Leben der direkt Betroffenen. Wie die im Exil agierende Persian Gay and Lesbian Organisation (PGLO) berichtet, gelingt nur wenigen der Bedrohten die Flucht in das rettende Ausland. Die Flüchtlinge, die oftmals ihre eingekerkerten Partner zurücklassen mussten, quälen sich mit Vorwürfen, überhaupt überlebt zu haben. Die Berichte erinnern mich an die Schilderungen von überlebten KZ-Opfern, die sich selbst vorwerfen, dem Tod entronnen zu sein.

    Nebenstehendes Bild illustriert die Auspeitschungen von Amir, der nach dieser Tortur und massiven Todesdrohungen (das nächste Mal wirst Du hingerichtet!) ins Ausland geflüchtet ist. Die Persische Schwulen- und Lesben-Organisation hat ein Interview mit dem Gepeinigten veröffentlicht.

    Ein junges Folteropfer berichtet: Das nächste Mal wirst Du hingerichtet »Persian Gay and Lesbian Organisation

     

    Petition für Irans Schwule
    Die Schwulen und Lesben Irans brauchen unsere Solidarität. Ich bitte daher alle Leserinnen und Leser, die Petition für Irans Schwule und Lesben zu unterzeichnen und diesen Aufruf an möglichst viele Menschen weiter zu verteilen. Der Hilferuf der im türkischen und norwegischen Exil angesiedelten Organisation lautet wie folgt:

    "Bitte lasst uns nicht alleine und versucht, unsere täglichen Unterstützer und Freunde zu sein. Auf den Tag hoffend, an dem Homosexualität nicht mehr soziale Verachtung und Hass zur Folge hat, sondern als eine soziale Tatsache anerkannt wird, bitten wir darum, sich uns anzuschließen und bei uns zu bleiben, um für das Erreichen dieses wichtigen Ziels zu kämpfen. Wir brauchen Ihre Unterstützungen und die Wärme Ihrer Hände."

    Zur Persischen Schwulen- und Lesben-Organisation »Persian Gay and Lesbian Organisation (PGLO)

     

    Auch die Kirche half den Nazis
    Die Schwulenverfolgung im Iran ist sicherlich kein islamspezifisches Phänomen. Auf das Konto der christlichen Religion gehen wahrscheinlich nur deshalb mehr Feuertote, da die christliche Religion um etliche Jahrhunderte länger existiert. In Erinnerung gekommen sind mir bei diesem Gedanken nicht nur die Sodomiterverfolgungen im Europa des 18. Jahrhunderts, sondern auch die Kumpanei der evangelischen und katholischen Kirche mit den Nationalsozialisten. Warum haben die sich so trefflich miteinander arrangiert?

    Diese Frage hat auch den Publizisten Ernst Klee bewegt, der das Fehlverhalten der Kirchen im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus dokumentiert: von Verwicklungen in Aktivitäten der Euthanasie und des Antisemitismus bis hin zur organisierten Fluchthilfe für Nazi-Bonzen nach Lateinamerika nach Kriegsende. So zeigt das Titelfoto des nebenstehenden Büchleins Adolf Eichmann 1950 auf der Überfahrt nach Argentinien. Die Flucht ermöglichte ein deutscher Pater in Rom ...

    Klee kommt bei der Beantwortung der aufgeworfenen Frage zu der überzeugenden Einsicht, dass Kirchenführer und Nationalsozialisten dieselben Feindbilder hatten. Sie teilten das Menschenbild über Kranke, Behinderte, Homosexuelle, Zigeuner, Polen, Russen und Juden. "Sie waren Kumpane im Geiste" (Klee, Ernst, Persilscheine und falsche Pässe - Wie die Kirchen den Nazis halfen, Frankfurt/Main 1991, S. 153). Dies trifft mit Sicherheit auch auf die Mullahs in vielen arabischen Staaten zu.

    Zur "Sodomiterverfolgung" im Europa des 18. Jahrhunderts »

     

    Parlament und schwule Nazis
    Das Thema "schwule Nazis" beschäftigt nach wie vor die Köpfe. Die Wochenzeitschrift "Das Parlament", herausgegeben vom Deutschen Bundestag, hat sich in der 45. Ausgabe des Jahres 2005 schwerpunktmäßig dem Rechtsextremismus in der Bundesrepublik und Europa gewidmet. Ein Interview mit mir beleuchtet Motive schwuler Nazis und ihre massive Abwehr durch die rechtsextreme Szene.

    Das Interview ist nachzulesen unter dem folgenden Link:

    Zum Interview in "Das Parlament" »

     

    Neujahrswünsche
    Der religiös fundierten Homophobie zum Trotz halte ich es lieber mit der Hamburger Punk-Band NORMAHL: "Punk ist keine Religion, Punk ist, für sein Leben grad' zu stehen; Punk ist keine Religion, Punk ist, seinen eigenen Weg zu gehen."

    In diesem Sinne wünschen Daniel und Jörg allen Empfängern des Newsletters einen guten Rutsch und ein glückliches neues Jahr.

     

    Weitere relevante Links im Überblick...

         email: mail@joerg-hutter.de
              web: http://www.joerg-hutter.de

     


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