Meine Arbeit in der Kulturdeputation
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Ich bin
im Sommer 2004 bei Bündnis 90/DIE GRÜNEN ausgetreten. Die Begründung meines
Parteiaustritte findet sich unter dem folgenden Link:
[Parteiaustritt].
Im
November 2000 bin ich nach einer Umstrukturierung der Fraktion von der Bau- in
die Kulturdeputation gewechselt. Während dort für Bauprojekte Geld noch in
Mengen fließt, wird der Kulturhaushalt als notleidende und angeblich auch
wirtschaftpolitisch wenig effiziente Sparte weiter beschnitten und zur
Randständigkeit verdammt. Die Bremer große Koalition ist offenbar nur Willens,
weiter in Beton statt in produktive Köpfe zu investieren. Den im Januar 2001 vorgelegten
Kulturentwicklungsplan haben wir deutlich kritisiert.
Mogelpackung
Kulturentwicklungsplan
Auszug
aus unserer Presseerklärung vom 18. Januar 2001
"Das
Papier ist allerdings nicht der Erfolg, für den Herr Schulte ihn verkauft,
sondern eine Mogelpackung. Die Leitbilder - von Tradition bewahren bis hin zur
Förderung der Innovation - sind zukunftsgerichtet, aber finanzpolitisch von der
großen Koalition nicht untermauert", kritisiert Helga Trüpel,
kulturpolitische Sprecherin der Fraktion. Augenscheinlich steht eine 30%
konsumtive Einsparquote, die eine absolute Katastrophe für die Bremer
Kulturlandschaft gewesen wäre, nicht mehr zur Debatte. Doch nach Ansicht der
Grünen kann man sich nicht beruhigt zurücklehnen, da auch eine Sicherung des
Kulturetats auf heutigem Niveau real Kürzungen bedeutet. Tarif- und
Betriebskostensteigerungen lassen schon für das nächste Jahr Finanzlöcher von
4,5 und im Jahr 2005 sogar von 12,5 Millionen Mark entstehen.
Aufbrüche
in der Soziokultur
Einladung zur Diskussion
Soziokulturelle
Zentren und Initiativen, häufig im gesellschaftlichen Umbruch der siebziger
Jahre entstanden, haben sich zu einem eigenständigen Faktor innerhalb der
Kulturszene entwickelt. Auch in Bremen gehören sie heute zum
selbstverständlichen kulturellen Angebot. Aktuelle gesellschaftliche Themen wie
Förderung der Jugendmusikszene, Theaterarbeit, Straßenkultur und Probleme wie
Arbeitslosigkeit, zunehmende Gewaltbereitschaft, Migrationsfragen, Generations-
und Geschlechterkonflikte bedeuten für diese Einrichtungen auch, sich neuen
Herausforderungen zu stellen. Die zunehmende Professionalisierung dieser Arbeit
steht allerdings in keinem Verhältnis zu der ungenügenden finanziellen
Förderung, die in Bremen mittlerweile existenzbedrohende Formen angenommen hat.
Der
Kulturentwicklungsplan des Sentas gibt hierauf keine Antworten. Anforderungen an
die große Koalition müssen jetzt formuliert werden.
Diskussion
mit: Willi Overbeck, Mitbegründer und Vorsitzender der Zeche Carl in Essen,
Maren Bock und Barbara Hirsch, Bremer Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur,
Horst von Hassel, Kulturinitiative Anstoß, Helga Trüpel, kulturpolitische
Sprecherin der Bremer Bürgerschaftsfraktion. Moderation: Jörg Hutter,
Kulturdeputierter der Grünen.
Dienstag,
20. März 2001, 20.00 Uhr, Kulturzentrum Schlachthof, Turm/Ebene 2,
Findorffstraße 51.
Die
Veranstaltung kann als ein erster Erfolg angesehen werden, da sie zum einen in
der Presse eine ausführliche und wohlwollende Würdigung gefunden hat und da
sie zum anderen wohl dazu ermutigen wird, dass die Landesarbeitsgemeinschaft
Soziokultur mit der Kultur-Bürgerinitiative "Anstoß" kooperieren
wird.
Im
Weser Kurier heißt es am 22. März 2001 u.a.: "Mit
wohlfeilem Lob geizt die Politik nicht – die kulturelle, bildende und soziale
Bedeutung von Kulturzentren und Bürgerhäusern steht nicht in Frage. Diese
Einrichtungen arbeiten kostengünstig und integrativ – sie geben Musikern und
Künstlern den Raum, sich am Anfang einer Karriere zu beweisen. Wenn aber die
Mittel aus den öffentlichen Kulturetats begrenzt sind, dann spüren das zu
allererst immer die soziokulturellen Zentren. Das jedenfalls ist die Beobachtung
der dort Beschäftigten, die ihre Sparte seit Jahr und Tag als den Sparstrumpf
aller Kultursenatoren ansehen. Auf einer Veranstaltung der grünen Bürgerschaftsfraktion
haben jetzt insbesondere Mitarbeiter aus den elf in Bremen bestehenden Zentren
der Soziokultur mit Willi Overbeck, Pfarrer, Mitbegründer und seit nunmehr 22
Jahren Vorsitzender des Essener Zentrums Zeche Carl über mögliche Aufbrüche
in dieser Sparte diskutiert. (...)
Der
Forderung nach einer sparsamen Wirtschaftsweise entlockt den Mitarbeitern
solcher Häuser nur ein müdes Grinsen. Anselm Züghart vom Lagerhaus Schildstraße
sagt es so: 'Für die Kulturpolitik rangiert die Soziokultur trotz aller
anderslautender Beteuerungen ganz hinten. Unsere gesellschaftliche Bedeutung ist
jedoch eine ganz andere und unsere betriebswirtschaftlichen Leistungsdaten sind
super. Wir machen aus einer Mark öffentlichen Zuschuss acht Mark , andere aus
dieser Mark eine Million Schulden.' "
In
der taz bremen ist der Akzent noch mehr auf die ungleiche Behandlung der
verschiedenen Kultureinrichtungen gelegt worden: Während die traditionellen
Spaten bislang relativ ungeschoren davon kamen, musste die Soziokultur in den
letzten Jahren einschneidende Kürzungen der öffentlichen Hand auffangen:
"Auch
die Bremer Grünen reden jetzt über Kulturentwicklung. Doch anders als die große
Koalition rollt die Opposition das Feld sozusagen von hinten auf. Während
Kultursenator Bernt Schulte (CDU) in seinen Gesprächen über den so genannten
Rahmenplan zur Kulturentwicklung die laut CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff ganz
bewusst gesetzte Prioritätenliste von oben abklappert (Museen - absolut
oberwichtig, Musik - auch wichtig, Theater - ziemlich wichtig ...), steigen
die Grünen 'unten' ein: Ihr Thema 'Aufbrüche in der Soziokultur' lockte am
Montagabend die übersichtliche Schar Bremer Soziokultur-Profis in den Turm des
Schlachthofs. (...)
'Die
Steigerung der politischen Anerkennung steht in keinem Verhältnis zur
finanziellen Situation', sagt Willi Overbeck, der in den 70er Jahren gegen den
Abriss einer alten Zeche in Essen mitgekämpft hat und seit 22 Jahren
Vorsitzender des dort untergebrachten soziokulturellen Zentrums Zeche Carl ist.
Der engagierte Pfarrer aus dem Ruhrgebiet zitiert Antworten der abgewählten und
der amtierenden Bundesregierung auf Parlamentsanfragen, die sich beide zur
Soziokultur bekennen. Doch dann stellt er die kommunalen Finanzdaten dagegen,
nach denen es dieser aus Kulturförderung, Bildungs- und Sozialarbeit gemischten
Sparte finanziell immer schlechter geht (...) Eine Kürzung von 4,9 Millionen
auf 3,2 Millionen Mark von 1996 bis heute haben Barbara Hirsch und Maren Bock
von der ehrenamtlichen Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur für ihren Bereich
ausgerechnet. Dagegen wurden die Zuschüsse in anderen Einrichtungen wie dem
Bremer Theater, der Shakespeare Company oder der Kunsthalle in der gleichen Zeit
erhöht. (...)
Die
grüne Kulturpolitikerin Helga Trüpel und der Aktivist in der Kulturinitiative
'Anstoß', der ehemalige SPD-Bildungssenator Horst von Hassel, appellieren an
die Solidarität in der Kulturszene und greifen erneut die Sanierungspolitik des
Senats an. Die Aktiven vom Frauenkulturzentrum belladonna, Lagerhaus oder
Kunstverein Kubo fordern dagegen schon jetzt gleiches Recht für alle, also
endlich Tarifsteigerungen auch in ihrem Bereich. Und Willi Overbeck denkt laut
darüber nach, die 'Streitkultur der 70er Jahre' wieder aufleben zu lassen, in
der sein Zeche-Carl-Verein und all die anderen sehr viel kämpferischer
aufgetreten sind."
Wie
geht es weiter?
Die
Auseinandersetzung um die Kulturpolitik wird weitergehen. Deshalb
aktualisiere ich diese Seite in Zukunft um die kommende Debatte. Wer auf dem
Laufenden bleiben möchte, der/die sollte nach einiger Zeit
wieder vorbeischauen.
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