Einweihungsfeier des Bremer Ulrichsplatzes Das Einweihungsprogramm vom 31. August 2002
Festa nel Sotteraneo (Fotos der Party am 24. August 2002) Zurück zum Beginn Zum Vergrößern auf die Miniaturbilder klicken (Click on the miniatures to enlarge the pics) Warm-up Party in der Roten Ratte am 30. August 2002 (Fotos von der Soliparty) Zum Vergrößern auf die Miniaturbilder klicken (Click on the miniatures to enlarge the pics)
Festa sulla Piazza (Fotos von der Einweihung des Bremer Ulrichsplatzes) Zurück zum Beginn Zum Vergrößern auf die Miniaturbilder klicken (Click on the miniatures to enlarge the pics)
Presseresonanz Zurück zum Beginn taz Bremen Nr. 6843 vom 3.9.2002, Seite 21 Copyright © Jörg Hutter. Alle Rechte vorbehalten. Der hier veröffentlichte Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken heruntergeladen oder ausgedruckt werden. Für andere Absichten - insbesondere das Einstellen auf Webseiten - ist das Einverständnis der Verfasserin und des jeweiligen Publikationsorganes einzuholen. Kaffeetrinken auf dem Ulrichsplatz Bremen hat einen "schwulen" Platz bekommen. Er liegt im Ostertorviertel und heißt nach einem engagierten Juristen aus dem 19. Jahrhundert. Ein Münchener sorgte bei der Einweihung mit seiner Kritik an Rot-Grün fast für einen Eklat Jetzt heißen sie also "Ulrichsplatz", die Kopfstein-Quadratmeter zwischen Café Engel und Penny im Ostertorviertel. Der Namensgeber, Karl Heinrich Ulrichs, war ein schwuler Jurist und Kämpfer für Schwulenrechte im vorletzten Jahrhundert. Am Wochenende, passend zum Geburtstag des Namenspatrons am 28. August 1825, boten die Einweihungsfeierlichkeiten dem rund 500-köpfigen Publikum alles, was zu so einem Fest dazugehört: Grußworte, Glückwünsche, lesbisch-schwuler und anderer Gesang. Und natürlich die offizielle Namensschild-Enthüllung durch Bausenatorin Christine Wischer (SPD). Auch die BSAG hatte sich nicht lumpen lassen und ein neues Haltestellenschild hingestellt: Adieu, "Wulwesstraße". Der Fest-Nachmittag hatte fast Langeweile-Potenzial, so friedlich bunt und einig schienen alle miteinander zu sein. Wenn da nicht Wolfram Setz gewesen wäre: Der lieferte nämlich statt eines Grußwortes von der Münchener Ulrichsplatz-Gruppe deutliche Kritik an der Berliner rot-grünen Regierung. Die habe immer noch kein Entschädigungsgesetz für die homosexuellen Opfer der Nazi-Zeit geschaffen. CDU und FDP kamen dagegen ungeschoren davon. Fertig war der Mini-Eklat: Statt auf der Bühne im geplanten Polittalk auf die Kritik zu reagieren, zogen sich Marieluise Beck (Grüne) und Volker Kröning (SPD) in ein Café zurück, anscheinend beleidigt. Das Publikum reagierte mit Unverständnis auf so viel Unprofessionalität. Beck wiegelte später ab: "Ich dachte: ,Leutchen, denkt noch ein zweites Mal nach, wen ihr kritisiert. Wir gehen so lange Kaffee trinken'." Immerhin habe Rot-Grün "in einem großen Kraftakt das Lebenspartnerschaftsgesetz auf die Beine gestellt. Und das muss honoriert werden", sagte Beck. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass die FDP "gegen alles", gestimmt habe. Organisator Jörg Hutter, zu dem sich Beck und Kröning schließlich doch noch auf die Bühne gesellten, sieht deren Verhalten als ein "demonstratives Ärgern". Er bedauerte vor allem, in der Runde, in der auch die CDU mit Jens Eckhoff vertreten war, nicht mehr genug Zeit für andere Themen gehabt zu haben: Zum Beispiel für die Entlassung von verpartnerten Caritas-Angestellten, die die katholische Kirche unlängst angekündigt hat. Vielleicht kann er diese Fragen ja beim nächsten Ulrichsplatzfest stellen. Denn wenn es nach Hutter geht, soll jetzt hier jedes Jahr eine Party stattfinden. Trotz Aufbocken von rot-grün. Ulrike Bendrat Bremer Anzeiger vom 4. September 2002, Seite 12 Zurück zum Beginn Copyright © Jörg Hutter. Alle Rechte vorbehalten. Der hier veröffentlichte Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken heruntergeladen oder ausgedruckt werden. Für andere Absichten - insbesondere das Einstellen auf Webseiten - ist das Einverständnis des Verfassers und des jeweiligen Publikationsorganes einzuholen. Diese Enthüllung machte Christine Wischer sichtlich Spaß Bremen hat einen Ulrichsplatz - Festa sulla Piazza am Sonnabend gut gelaufen Von Joachim Driefmeier Mitte. Der Polit-Talk mitten Programm wurde nicht zum Höhepunkt der Veranstaltung, zu der sich am Sonnabend eine große Fan‑Gemeinde auf dem neuen Ulrichsplatz am Ostertorsteinweg eingefunden hatte. Aber das war wohl auch nicht unbedingt die Absicht der Veranstalter. Diese hatten trotzdem Dank an Politiker abzustatten. Der Beirat Mitte hatte nämlich quer durch alle Fraktionen vorbehaltlos der Benennung des bisher namenlosen sogenannten Ostertorplatzes ausdrücklich zugestimmt. Dafür wurde den Beiratsmitgliedern in einer kleinen Vorstellungsrunde öffentlich gedankt. Bis auf einige Regentropfen spielte das Wetter mit, als am Sonnabend gegen 16 Uhr die „Reisegruppe Ulrichsplatz“ unter Leitung von Marlene (Susanne Sternberg) an der Ecke Wulwesstraße eintrudelte. Marlene übernahm die Moderation des Programms, holte die Vertreter der Beiratsfraktionen auf die Bühne, ließ Grußbotschaft aus Florida verlesen und übergab dann das Mikrofon für die Laudatio auf Karl Heinrich Ulrichs an Dr. Wolfram Setz aus München. Dieser nutzte die Gelegenheit für einige überspitzte Bemerkungen in Richtung der bereits anwesenden Bundestagsabgeordneten von - Rot/Grün - Marieluise Beck und Volker Kröning. Die fühlten sich gerade angesichts der erfolgreichen Politik der Bundesregierung für Schwule und Lesben zu einseitig angegriffen und mussten das mit dem Gast aus München erst ausdiskutieren, während die Festbesucher warten durften... Die mit Verspätung beginnende Talk runde mit Beck, Kröning und dem CDU‑Fraktionsvorsitzen Jens Eckhoff konnte in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit leider keine erhellenden Botschaften mehr hervorbringen. So blieb es bei erfreulichen Absichtserklärungen von Rot-Grün für das weitere Gesetzgebungsverfahren des im Bundesrat von der CDU blockierten Ergänzungsgesetzes zum Lebenspartnerschaftsgesetz. Eckhoff hatte sich zuvor bemüht, die Diskussion von wahlkampfüblichen Phrasen freizuhalten, was ihm selbst natürlich auch nicht durchgängig gelang. Nach Ulrichs „Matrosengeschichten“ – vorgetragen von Schauspieler Thomas Kylau – konnte dann Bremens an Enthüllungen gewöhnte Bausenatorin Christine Wischer zur Tat schreiten. Sichtlich erfreut und mit Verweis auf die emanzipatorischen Fortschritte der Homosexuellenbewegung seit Ulrichs Engagement im 19. Jahrhundert setzte sie wichtige Akzente. Sie würdigte Karl Heinrich Ulrichs beispiellosen Einsatz für gleiche Lebensrechte von Schwulen und Lesben in schwierigen Zeiten „und ohne Rücksicht auf das eigene Schicksal“ (wir berichteten). Als Aufsichtsratvorsitzende der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) lobte sie zudem ausdrücklich die schnelle Reaktion der BSAG bei der Umbenennung der Haltestelle: „Ich bin gerade mit der Bahn gekommen, habe mit Freude die Ansage ‚Ulrichsplatz’ gehört und freue mich auch über die bereits aufgestellten neuen Haltestellenschilder.“ Im weiteren Verlauf sorgte das Kulturprogramm mit den Chören Crossing Voices und Da capo al dente sowie den Solisten Ute Korten und Rolf-Günther Garbe sowie dem Pianisten Peter Knaak für ein gelungenes Einweihungsfest. Später gab es auf zwei Bühnen angesagte Charts, Dance-classics und Black Beat sowie House. Ab 24 Uhr wurde mit „Uli’s Dancefloor“ im Moments Party gefeiert. Die Verantwortlichen der Ulrichsplatz-AG – allen voran Dr. Jörg Hutter und Reiner Neumann vom Rat + Tat Zentrum für Schwule und Lesben e.V. – hatten sich den gelungenen Abend nach monatelangen Vorbereitungen ehrlich verdient. Die Veranstaltungen waren am Vorabend mit einer „Warm-up Party“ in der Roten Ratte des Musical Theaters eröffnet worden. Ein Zusatzschild zum Straßenschild „Ulrichsplatz“ verweist auf Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895) Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben“. STADTTEIL-KURIER (Weser Kurier) vom 5. September 2002 Zurück zum Beginn Copyright © Jörg Hutter. Alle Rechte vorbehalten. Der hier veröffentlichte Artikel ist urheberrechtlich geschützt und darf nur zu privaten Zwecken heruntergeladen oder ausgedruckt werden. Für andere Absichten - insbesondere das Einstellen auf Webseiten - ist das Einverständnis der Verfasserin und des jeweiligen Publikationsorganes einzuholen.
Ein Homosexueller als Namensgeber Platz im Ostertor erinnert an Karl Heinrich Ulrichs „'Wir wollen uns nicht mehr verfolgen lassen. Wir wollen nicht.' Das schrieb ein Mann, der als erster bekennender Homosexuelle in die Geschichte einging. Der Jurist Karl Heinrich Ulrichs, geboren am 28. August 1825 In Aurich. Am Wochenende wurde er offiziell für seinen Mut zur Wahrheit gegen gesellschaftliche Konventionen geehrt. Bausenatorin Christine Wischer erklärte den bislang namenlosen Platz am Ostertorsteinweg, der zwischen Wulwesstraße und Hohenpfad liegt, zu einem Ort des öffentlichen Gedächtnisses." Mit diesem Entree stellte der Weser Kurier in seiner Lokalausgabe, dem Stadtteil-Kurier, die neue Namensgebung des Platzes sowie die Umbenennung der Haltestellenschilder vor. Weiter heißt es dort: "Unter Jubel und Applaus enthüllte Wischer schwungvoll das neue Straßenschild. Eingerahmt wurde der offizielle Akt mit einem Straßenfest. Die Ulrichsplatz - AG lud mit Musik, Comedy und Talkrunden, Selbstredend mit dabei: Initiativen und Verbände wie Rat-und-Tat-Zentrum für Schwule und Lesben, Belladonna, Kulturinitiative „Suspekt“ und die Bremer Aids-Hilfe. Auf dem Ulrichsplatz drängelten sich schnell zahlreiche interessierte Leute und die Initiativen hatten gut zu tun. „Ein toller Zulauf und viel positives Echo“, hieß es bei der Aids-Hilfe." Immerhin betitelte die Autorin das fest richtig und schrieb auch den Namen Ulrichs korrekt. Doch bei der Benennung meines Namens schlug die Irritation über die vielen Namen voll durch: "Wie Dr. Ulrich Hutter (i.e. Jörg Hutter) von der AG berichtete, erntete Ulrichs für seine vielfältigen Bemühungen seinerzeit nur Spott und Verfolgung. Der Mann konnte nicht mehr in seinem Beruf arbeiten und ließ sich trotzdem nicht mundtot machen. Unermüdlich reichte er Petitionen und Eingaben ein, in denen er Straffreiheit für die gleichgeschlechtliche Liebe einforderte. Ohne Erfolg. 1880 emigrierte der Vorreiter der Homosexuellenbewegung nach Italien. Dort starb er fünfzehn Jahre später, „arm und verbannt“. Um auch daran zu erinnern, wurde das Fest unter einen italienischen Titel gestellt, „Festa sulla Piazza“. Wischer berichtete, es habe fraktionsübergreifend weitgehende Einigkeit bei der Namensvergabe geherrscht. „Daran kann man sehen, dass sich die Zeiten erfreulicherweise geändert haben. Auch wenn es für die Bewegung immer noch einiges zu tun gibt“, meinte die Bausenatorin. Das sich die Zeiten geändert haben, machte auch eine kleine Umfrage unter den Zuschauern deutlich. „Jeder soll lieben, wen er will“, lautete der einmütige Kommentar. Und die Befragten empfinden den jetzigen Namen des Platzes und die posthume Ehrung für Ulrichs „als ein gutes Zeichen“. (...) (Karin Osmers) Völlig untergegangen ist leider die Botschaft, dass wir das Straßenfest jährlich wiederholen und auch verstärkt Leute aus dem Umland (Hamburg und Oldenburg) nach Bremen locken wollen. Themenverwandte Links Zurück zum Beginn
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